Der Herbst hat Einzug gehalten, und mit ihm beginnt in vielen Alpenregionen das jährliche Highlight: Der Viehscheid. Nach monatelanger Weidezeit in den Bergen werden die festlich geschmückten Kühe und Rinder zurück ins Tal geführt. Dieses traditionsreiche Spektakel ist nicht nur ein kulturelles Ereignis, sondern markiert zugleich das Ende einer intensiven Weidesaison. Während die Tiere in den Höhenlagen reichlich frisches Gras und Kräuter genossen haben, waren sie gleichzeitig zahlreichen äußeren Einflüssen ausgesetzt.
Gerade zu dieser Zeit steigt das Risiko für Parasitenbefall bei Rindern und Kühen deutlich an. Auf den Weiden finden viele innere und äußere Parasiten ideale Bedingungen zur Verbreitung. Diese können nicht nur die Gesundheit der Tiere beeinträchtigen, sondern auch ihre Leistung und ihr Wohlbefinden nachhaltig reduzieren. Der festliche Abtrieb ist somit nicht nur ein Grund zur Freude, sondern auch ein Zeitpunkt, an dem die Tiergesundheit besondere Aufmerksamkeit verdient.
Ein Befall mit Parasiten macht sich zunächst oft durch unscheinbare Veränderungen bemerkbar, die im weiteren Verlauf jedoch deutliche Auswirkungen haben können. Häufig machen die Tiere einen matten Eindruck und weißen eine verminderte Vitalität auf. Ein nachlassender Appetit führt nicht selten zu Gewichtsverlust und reduzierter Milchleistung. Auffällig ist zudem ein struppiges, glanzloses Fell, das auf eine Beeinträchtigung des Stoffwechsels hinweist. Neben äußerlich sichtbaren Veränderungen treten häufig Verdauungsstörungen wie Durchfall oder wechselhafter Kot auf, verursacht durch innere Parasiten im Darm. Bei starkem Befall kann es zu Blutarmut (Anämie) kommen, die sich durch blasse Schleimhäute zeigt. Juckreiz, Scheuern und kahle Stellen im Fell deuten auf äußere Parasiten wie Läuse oder Milben hin. Insgesamt schwächen diese Symptome die Tiere, machen sie anfälliger für Krankheiten und hemmen ihre Entwicklung.
Bei einem Parasitenbefall ist schnelles und gezieltes Handeln entscheidend. Betroffene Tiere sollten anhand von Symptomen wie ein Gewichtsverlust, Durchfall, blassen Schleimhäuten oder Juckreiz identifiziert und durch Kot- oder Blutuntersuchungen diagnostiziert werden. Die Behandlung erfolgt gezielt: Anthelminthika gegen innere Parasiten wie Magen-Darm-Würmer, Lungenwürmer oder Leberegel sowie Pour-on-Präparate, Injektionsmittel oder Insektizide gegen äußere Parasiten wie Läuse, Milben oder Zecken. Parallel sind Hygienemaßnahmen wie Stallreinigung, Desinfektion, Weidewechsel und die Meidung stark verschmutzter oder feuchter Flächen wichtig, um erneute Infektionen zu verhindern. Die Überwachung der Herde nach der Behandlung und gegebenenfalls vorbeugende Maßnahmen wie gezielte Impfungen tragen dazu bei, die Parasitenbelastung nachhaltig zu reduzieren, die Gesundheit der Tiere wiederherzustellen und ihre Leistungsfähigkeit langfristig zu sichern. Detaillierte Informationen und Erkrankungsbilder können unter folgendem Link eingesehen werden: Bovikalc E-Paper Parasiten des Rindes
Anbei erhalten Sie einen Kurzüberblick:
| Parasit | Symptome | Behandlung | Vorkommen Bayern/Alpen |
| Magen-Darm-Würmer (Ostertagia, Cooperia) | Durchfall, Abmagerung, Leistungseinbußen | Anthelminthika (Benzimidazole, Makrozyklische Laktone) | Sehr häufig auf Weiden |
| Lungenwurm (Dictyocaulus viviparus) | Husten, Atemnot, reduzierte Belastbarkeit | Anthelminthika, ggf. Impfung | Häufig auf feuchten Almweiden |
| Leberegel (Fasciola hepatica) | Leberschäden, Abmagerung, Schwäche | Triclabendazol, Closantel, Weidemanagement | Regelmäßig in sumpfigen Regionen |
| Bandwürmer (Moniezia) | Verdauungsprobleme, v.a. bei Jungtieren | Anthelminthika | Gelegentlich, v.a. bei Jungtieren |
| Läuse, Haarlinge, Milben | Juckreiz, Haarausfall, Hautschäden | Pour-on-Präparate, Injektionsmittel (Avermectine) | Vor allem im Winter in Stallhaltung |
| Weidefliegen (Hydrotaea irritans) | Lästlingsbefall, Übertragung von Erregern | Insektizide, Stall- und Weidehygiene | Sommerliche Weiden, v.a. Almregionen |
| Zecken | Blutsaugen, Krankheitsüberträger (z. B. Anaplasmose) | Insektizide, Zeckenkontrolle, Hygiene | Weit verbreitet, v.a. Tallagen und Waldränder |
| Fliegenmaden (Myiasis) | Entzündete Hautwunden, Schmerzen, Sekundärinfektionen | Wundpflege, Insektizide, Hygiene | Vor allem in den Sommermonaten |
Der Viehscheid markiert zwar einen festlichen Höhepunkt im bäuerlichen Jahreslauf, verdeutlicht aber auch die Bedeutung der Gesundheitsvorsorge bei Rindern. Parasiten stellen im Alpenraum eine ernstzunehmende Gefahr dar, da die Weidebedingungen ihre Verbreitung begünstigen. Nur durch eine Kombination aus Weidemanagement, tierärztlicher Kontrolle und gezielter Behandlung lässt sich die Belastung wirksam eindämmen. So können die Tiere gesund in den Winter starten und ihre Leistungsfähigkeit langfristig erhalten.