Bayerische Milchbauern übernehmen Verantwortung. Mit nachhaltiger Bewirtschaftung, innovativen Technologien und dem Schutz von Böden und Gewässern tragen sie zum Erhalt unserer Umwelt bei. Das sind die Themen für eine nachhaltige Zukunft in der Landwirtschaft:
Mithilfe der Broschüre „Argumentationshilfe für Molkereien und Verbände“ will der Herausgeber Molkereien und Verbänden eine Möglichkeit bieten, mit fundierten Informationen über Tierwohl, Klimawirkung, Nachhaltigkeit und Handlungsfelder der Landwirte, Konsumenten, Gesellschaft und Politik zu informieren. Der rote Faden leitet dabei durch die folgenden Punkte/Fragestellungen:
Was versteht man unter dem Begriff Tierwohl?
Was versteht man unter dem Begriff Klimawirkung?
Sind pflanzliche Ersatzprodukte tatsächlich umweltfreundlicher als tierische Milch?
Warum brauchen wir Nutztiere für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion?
Was kann die Molkerei für mehr Tierwohl und Klimawirkung tun?
Was kann der Landwirt für mehr Tierwohl und Klimawirkung tun?
Welche Gase entstehen in der Land-/Milchwirtschaft?
Milchkühe werden oft kritisiert, können jedoch auch zum Klimaschutz beitragen. Ihre Methanemissionen entstehen vor allem durch Verdauungsprozesse. Durch gezielte Fütterungsstrategien lassen sich diese Emissionen reduzieren. Futtermittel wie Gras und Heu führen zu einer vermehrten Methanbildung. Futtermittel mit leicht fermentierbaren Kohlenhydraten wie Mais oder Getreide können bei der Methanminderung helfen. Auch eine Beigabe von Fetten oder Ölen können helfen. Wichtig ist auch die Herkunft des Futters. Regionale Produkte haben einen geringeren CO2-Fußabdruck. Ideal sind Nebenprodukte wie Extraktionsschrot, Mahl- oder Pressrückstände, die zur Methanminderung beitragen können, ohne mit menschlicher Nahrung zu konkurrieren. Neben Methan sollten auch Stickstoffemissionen aus der Fütterung reduziert werden. Dies ist durch eine Anpassung des Rohproteingehalts im Futter an die Milchleistung und das Laktationsstadium möglich, ohne die Milchleistung zu beeinträchtigen. Durch die richtige Fütterung können Landwirte nicht nur die Emissionen ihrer Tiere senken, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit Anpassungen bei der Fütterung wird aus der „Klimakiller“-Kuh eine Klimaretterin. Es ist gut für die Umwelt und für die Tiere – und damit letztlich auch für uns alle.
Rinder sind essenziell für eine nachhaltige Ernährung, da sie Biomasse nutzen, die für den Menschen ungeeignet ist, und hochwertiges Eiweiß bereitstellen. Mit einer Verwertungsrate von bis zu 45 % des gefütterten Proteins übertreffen sie andere Tiere deutlich. Obwohl Methanemissionen die Klimabilanz belasten, zeigt der IPCC-Bericht 2021, dass deren Einfluss oft um das Drei- bis Vierfache überschätzt wird. Zudem wird Milch und Fleisch überwiegend aus nicht für den Menschen geeigneten Futtermitteln erzeugt, was die Rinderhaltung nachhaltig macht. Nebenprodukte pflanzlicher Produktion, die in der veganen Ernährung anfallen, können ebenfalls nur von Tieren verwertet werden. Ohne Rinder wären wir in der Ernährungssicherung erheblich eingeschränkt. Die Effizienz der Verwertung von Futterprotein und die Tatsache, dass Rinder große Mengen an für Menschen ungeeigneten Biomassen nutzen, machen sie unverzichtbar für eine nachhaltige Ernährung.
CO2-Kompensation wird häufig als schnelle Lösung für klimaschädliche Aktivitäten beworben, doch ihre Wirkung bleibt oft unklar. Viele Projekte sind schwer nachzuverfolgen, und Maßnahmen wie das Pflanzen von Bäumen brauchen Jahrzehnte, um CO2 auszugleichen, das in kurzer Zeit ausgestoßen wird. Die direkte Reduktion von Emissionen ist wissenschaftlich belegt die wirkungsvollere und nachhaltigere Strategie. Ob durch Energieeffzienz, erneuerbare Energien oder bewusste Verhaltensänderungen wie weniger Fleischkonsum – diese Maßnahmen erzielen unmittelbare Ergebnisse und verringern den CO2-Ausstoß langfristig. Kompensation kann zwar in Einzelfällen eine sinnvolle Ergänzung sein, ersetzt aber keinesfalls die dringende Notwendigkeit, Emissionen direkt zu reduzieren. Ein verantwortungsvoller Klimaschutz muss den Fokus auf echte Vermeidung legen, um e+ektiv und ethisch sinnvoll zu handeln.
Eine vom FiBL veröffentlichte Studie untersucht das Potenzial einer grünlandbasierten Milchproduktion in Deutschland. Sie analysiert, wie eine Umstellung auf Gras und Raufutter die Milchproduktion, Ressourcennutzung und Treibhausgasemissionen beeinflusst. Drei Szenarien wurden betrachtet:
Rein grünlandbasiert (GM): Kühe erhalten ausschließlich Grünfutter, Milchleistung sinkt auf 5000 kg pro Kuh. Die Gesamtproduktion geht um 50 % zurück, jedoch treten weniger gesundheitliche Probleme auf, was die Lebensdauer der Kühe verlängert.
Grünland mit Nebenprodukten (GM+N): 10 % Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion (z. B. Kleie) werden ergänzt, wodurch die Milchleistung auf 6500 kg steigt. Milchproduktion sinkt um 28 %, Fleischproduktion um 42 %
Schweizer Modell (GMF CH): 85 % Grünfutter, 10 % Kraftfutter und 5 % Maissilage. Milchproduktion sinkt um 34 %, Fleisch um 23 %, während 10 % der Kühe zusätzlich für die Fleischproduktion genutzt werden.
Auswirkungen auf Flächen und Emissionen Eine grünlandbasierte Milchproduktion könnte etwa 2,3 Mio. Hektar Ackerland freisetzen, das für pflanzliche Lebensmittel genutzt werden kann. So ließen sich 2,4- bis 3,2-mal mehr pflanzliche Proteine produzieren, als durch tierische Proteine verloren gehen. Zudem könnten CO₂-Emissionen im GM-Szenario um ein Drittel gesenkt werden, da weniger energieintensive Futtermittel und Transporte nötig wären. Herausforderungen bei der Umsetzung Eine vollständige Umstellung erfordert langfristige Anpassungen, wie die Züchtung von Kühen mit geringerer Milchleistung und längeren Nutzungsdauern. Gleichzeitig müssen wirtschaftliche Stabilität und Tierwohl gewährleistet bleiben. Die Umstellung sollte schrittweise erfolgen, um den strukturellen Wandel in der Landwirtschaft sozial verträglich zu gestalten. Die Studie zeigt, dass grünlandbasierte Systeme das Klima schonen und Nahrungssicherheit fördern können, allerdings mit einer Reduktion des Fleisch- und Milchangebots einhergehen.
In „Fleisch fürs Klima“ beleuchtet Stefan Michel die klimapolitischen Auswirkungen des Fleischkonsums und zeigt, wie ein bewusster, maßvoller Verzehr zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Fleisch aus extensiver Weidehaltung reduziert Emissionen, stärkt regionale Ressourcen und erhält Grünland als wichtigen Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Michel kritisiert die industrielle Landwirtschaft, die durch hohe Emissionen, Futtermittelimporte und Monokulturen das Klima und die Biodiversität belastet. Stattdessen plädiert er für kleinere Betriebe mit regionaler Vermarktung, kurzen Transportwegen und tiergerechter Haltung. Sein Modell setzt auf weniger, aber hochwertiges Fleisch, das vollständig genutzt wird – einschließlich Innereien und Nebenprodukten. So können die ökologischen Kosten minimiert und Ressourcen e-zienter eingesetzt werden. Michel sieht darin eine Ernährung, die Klima, Tierwohl und Mensch gleichermaßen berücksichtigt.