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EU-Marktausschuss: Sitzung vom 05. Dezember 2022

Auf der 44. Sitzung, am 05. Dezember 2022, trafen sich per Videokonferenz die Vertreter des MMO-Wirtschaftsausschusses (MMO Economic Board), mit Teilnehmern aus den verschiedenen angeschlossenen Stufen der Milchwirtschaft: COPA-COGECA (Produzenten und Genossenschaften), ECVC Via Campesina (Landwirte), EMB (Europäischer Milch-Ausschuss), EDA (Milchindustrie), Eucolait (Milchwirtschaft) sowie Eurocommerce (Einzelhandel) um über die Milchmarktlage zu diskutieren.
Von diesen Experten wurde die aktuelle Marktsituation in verschiedenen Sitzungsrunden und Vorträgen analysiert, entsprechend bewertet, aufgelistet und anschließend die Ergebnisse bekanntgegeben.

Bitte klicken Sie hier zu den Vorträgen und Grafiken (Zusammenfassung aus dem englischen Markttext)

In der Europäischen Union lag das Milchaufkommen in den ersten neun Monaten von Januar – September 2022 mit Minus 0,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Nur noch neun Mitgliedsstaaten erzielten einen Anstieg in der Milchanlieferung. Unter anderem zählen Polen (+ 2,1 Prozent), Österreich (+ 3,2 Prozent), Tschechien (+1,9 Prozent) und Belgien (+ 2,0 Prozent) dazu. Dennoch verbleibt die Milcherzeugung rückläufig, wie zum Beispiel in den beiden größten Milcherzeugungsländern in der EU, Deutschland und Frankreich. Der Abstand beträgt in beiden Ländern Minus 0,9 und Minus 1,2 Prozent.

Entsprechend hat sich hieraus auch die Milchverarbeitung verändert. Nur die Sahneproduktion erhöhte sich um 1,0 Prozent. Alle anderen Milcherzeugnisse wie Milchpulver, Kondensmilch, Joghurt, Butter und Käse werden unter Vorjahresniveau verarbeitet. Die Milchpreise sind seit dem letzten Jahr kontinuierlich angestiegen und liegen dabei deutlich über dem September 2021 bzw. zum langjährigen Mittel aus fünf Jahren. Für Oktober 2022 rechnet die Kommission mit einem durchschnittlichen EU-Milchpreis von 55,2 Cent/kg Milch.
Einige Länder verzeichnen hierbei einen überdurchschnittlichen Milchabgabepreis. Der Anteil an ökologischer Milch beträgt in der EU im September 2022 an der Gesamtmilch 4,0 Prozent. Der Preisaufschlag für Bio-Milch ist vor allem in den letzten Monaten deutlich gesunken. In den Mitgliedsstaaten Lettland und Estland waren die Preise für Bio-Milch niedriger als für konventionelle Milch. Ca. 75% der gesamten Bio-Milch wird in vier Ländern der EU erzeugt. Diese sind Deutschland, Frankreich, Dänemark und Österreich.
Die Betriebsmittel - vor allem bei Kraftfutter - sind seit Anfang des Jahres um gut 80 Prozent angehoben worden. Der Anstieg hat sich in den letzten fünf Monaten abgeschwächt, befindet sich aber immer noch auf einem hohen Niveau.

Die durchschnittlichen Milchpreise in der EU befinden sich auf einem ansprechenden guten Niveau, obwohl einige Produkte leider eine negative Trendwende erfahren mussten. Magermilchpulver und Butter gingen in den letzten Wochen preislich um 8,3% und 7,3% zurück. Die Preise für Vollmilchpulver gehen ebenfalls zurück, liegen aber noch um 13,2% höher als im November 2021. Einzig die Käsepreise sind im Allgemeinem auf einem stabilen Niveau.
Die Lagerbestände für Magermilchpulver nehmen im Vergleich zu früheren Herbsten langsamer ab, da die Exporte und Nachfrage im Binnenmarkt geringer ausfallen. Bis September waren die Käsevorräte noch gering, aber die Verfügbarkeit nahm im Oktober und November zu. Die Inlandsnachfrage nach Käse ist immer noch ansprechend, aber es ist bereits eine gewisse Nachfrageverlagerung zu billigerem Käse festzustellen.
Die Milchsammlung in den Hauptexportländern/-regionen (AU, EU, USA, UK, NZ, AR, UY) ging in den ersten 9 Monaten des Jahres 2022 weltweit um -0,7 % zurück, stieg aber im September um +0,3 %. Trotz dieser Trendwende ist kurz- und mittelfristig kein starker Produktionsanstieg zu erwarten. Lediglich die USA dürften im Wachstumsmodus bleiben.

Die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten ist weiterhin vielversprechend. Der Handel nahm im dritten Quartal 2022 zu, aber der Gesamthandel dürfte 2022 zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten zurückgehen, hauptsächlich aufgrund der geringeren Importnachfrage aus China. Die EU-Ausfuhren blieben schleppend, was durch weniger wettbewerbsfähige Preise beeinträchtigt wurde. Die USA profitieren von ihrer bescheidenen Produktionsausweitung und gewinnen auf dem Weltmarkt an Boden. Das Vereinigte Königreich, China, Indonesien, die USA und Algerien waren von Januar bis September 2022 die Top-5-Exportziele der EU (Anteil von 39 %). Die EU-Milchexporte in das Vereinigte Königreich stiegen um 6 %, erreichten aber immer noch nicht das Vor-Brexit-Niveau.
Auf der Einzelhandelsseite gibt es leichte Anzeichen für eine Erholung des Verbrauchervertrauens, aber die Lebensmittelinflation wirkt sich nach wie vor besonders stark auf die Nachfrage nach Milchprodukten aus. Bei fast allen Produktkategorien (insbesondere Butter und Sahne) sind die Verkäufe zurückgegangen, während sich die Handelspreise allein aufgrund der Preiserhöhung verbessert haben. Die Verbraucher kaufen im Allgemeinen weniger Milchprodukte, auch weniger Bio-Produkte, und wechseln zu billigeren Produkten und/oder konventionellen Marken.

Die Stimmung ist betrübt, aber die Aussichten scheinen einigermaßen stabil, da das Produktionswachstum wahrscheinlich moderat sein wird und die jüngste Preiskorrektur voraussichtlich die Nachfrage ankurbeln wird. Die Milchproduktion zieht im dritten und vierten Quartal 2022 an, was zu einer gewissen Abschwächung der Erzeugerpreise führen könnte. Die Verfügbarkeit von Erdgas für die Milchverarbeitung, Energiepreise, hohe Betriebskosten wie Futtermittel und Düngemittel, Umweltauflagen und die Reaktion der Verbraucher auf die hohe Lebensmittelinflation sind leider wichtige Entscheidungsparameter geworden in die Milchwirtschaft zu investieren.

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