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Keine Feiertagsruhe: Aldi senkt Butterpreise

Das Milchjahr 2022 kommt wohl bis zum letzten Tag nicht zur Ruhe. Steiler Anstieg der Milchpreise in wirklich historische Dimensionen, getrieben von einer mindestens ebenso historischen Entwicklung der Kostenseite, als Ergebnis eine Inflation von über 10 Prozent, die natürlich auch durch längst fällige Steigerungen der Lebensmittelpreise begründet ist - und ein Lebensmitteleinzelhandel, der sich diesen makroökonomischen Entwicklungen trotz seiner Marktmacht auch nicht entziehen konnte. Und in dieser Gemengelage hat auch der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) strategische Fehler gemacht: Bei seinen Eigenmarken und hier gerade auch im Biosektor meinte der LEH den Rückenwind mitzunehmen, damit seine eigene Marge erhöhen zu können. Es wurde dann aber doch bei der ein oder anderen Eckpreisfestsetzung nicht mit der Reaktion der Verbraucherschaft gerechnet. Jetzt, kurz vor Weihnachten ein erneuter und wohl außerplanmäßiger Schritt von Aldi: Die Butterpreise für die Eigenmarken wurden völlig überraschend zurückgesetzt!

Die Anpassung nach unten erfolgte ohne Vorwarnung, mitten im Monat und wohl noch während der laufenden Kontraktzeit. Dem Vernehmen nach sollten die Butterkontrakte eigentlich bis Ende Januar 2023 Gültigkeit haben, ungeachtet der jüngsten negativen Entwicklung am Fettmarkt. Bei den letzten Notierungen an der Kemptener Börse war der Abstand zwischen der Notierung für abgepackte Butter und Blockbutter auf satte 2,50 Euro/kg angewachsen. Die mehrheitlichen Abgabepreise der Molkereien an den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) lagen seit Mai diesen Jahres im Bereich von 7,50 bis 7,70 Euro/kg, die letzte Notierung an der Kemptener Börse wies eine Spanne von 7,60 bis 7,80 Euro/kg auf. Demgegenüber standen die Endverbraucherpreise 8EVP) für die Eigenmarken des LEH, die im Mai auf 2,29 Euro/250 g anstiegen, im Juni um 10 Cent zurückgenommen wurden und dann seit Juli - bis dieser Tage - wieder das Niveau von 2,29 Euro/250 g erreichten. Der Butterpreis, vor allem auch für die Herstellermarken mit EVP bis 3,49 Euro/250 g wurde wiederholt medial aufgegriffen und als "Gesicht der Inflation" im Lebensmittelbereich benutzt. Dass angesichts dieses Preisniveaus es zu Veränderungen im Konsumverhalten kommen würde, war vorhersehbar. Wie bei vielen anderen Mopro-Produkten ging auch der Absatz von Markenbutter zurück, auch im ansonsten sehr regen Weihnachtsgeschäft.

Der LEH versuchte dieser Kaufzurückhaltung damit zu entgegnen, dass wöchentlich vor allem auch Butter mit starken Rabatten als Wochenangebote platziert wurden. Dabei lagen die Herstellermarken zum Teil deutlich unter dem EVP der Eigenmarke des Handels. Gerade in der Vorweihnachtszeit wurden bekannte Herstellermarken, mit einem Rabatt von um die 40 Prozent, für weniger als 2 Euro/250 g angeboten.

Möglicherweise war dies auch der Grund für Branchenführer Aldi, der Herstellermarken in der Regel nur als Aktionsware listet, ansonsten aber auf seine Eigenmarken setzt, jetzt kurz vor Weihnachten eine preisliche Duftmarke zu setzen, koste es Marge was es wolle. Seit 22. Dezember liegt nach VMB-Beobachtungen das Päckchen mildgesäuerte Markenbutter mit 250 g um 30 Cent weniger, für nur noch 1,99 im Kühlregal. Und dies ausdrücklich nicht als kurzfristige Rabattaktion, sondern als neues Preiseinstiegsniveau, wie auf Nachfrage bestätigt wurde. Erstmals seit langen gibt es aber auch eine geringfügige Preisdifferenzierung: Die Süßrahmbutter wurde nur um 20 Cent abgesenkt kostet jetzt 2,09 Euro/250 g und die Mischfette wurden ebenfalls abgesenkt, um 20 Cent auf 1,89 Euro/250 g.

Und dieser Vorstoß von Aldi war wohl nicht nur für Marktbeobachter eine wirkliche Überraschung: Während bei Preisänderungen die Wettbewerber meist umgehend und binnen 24 Stunden nachziehen, konnte dies im aktuellen Fall (noch) nicht beobachtet werden.

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