Schritt 1: Kürzen der weniger belasteten Klaue
Das Klauenschneiden beginnt bei der weniger belasteten Klaue: an den Hintergliedmaßen die Innenklaue, an den Vordergliedmaßen die Außenklaue. Die Innenklaue wird auf eine Vorderwandlänge von ca. 7,5 cm (bei schweren Kühen ca. 8 cm) gekürzt, die Sohlenhorndicke an der Zehenspitze sollte mindestens 5 mm betragen (bei größeren Tieren 1–2 mm mehr). Die Klauenspitze wird im rechten Winkel gekürzt, anschließend wird eine ebene Auftrittsfläche bis etwa zwei Drittel der Sohle hergestellt. Ziel ist eine Winkelung von 50–55° bei gleichbleibender Trachtenhöhe, wobei innerer und äußerer Tragrand auf gleicher Höhe liegen. Zur Kontrolle kann der Griff des Klauenmessers quer und längs auf die Klaue gelegt werden. Klauenmesser oder Flex eignen sich gut, dabei sollte der Ballen geschont werden.
Schritt 2: Kürzen der stärker belasteten Klaue
Die stärker belastete Klaue an den Hintergliedmaßen ist in der Regel die Außenklaue, die mehr Horn aufweist. Die Vorderwand wird auf ca. 7,5 cm gekürzt, die Sohlenstärke auf ca. 0,7 cm angepasst, sodass idealerweise eine ebene Auftrittsfläche über die gesamte Klaue entsteht. Dies lässt sich kontrollieren, indem die Beugesehne durch Druck auf die Klauenspitze angespannt wird. Im zweiten Schritt werden Länge, Dicke und Höhe der stärker belasteten Klaue an die weniger belastete Klaue angepasst, sodass die Kuh stabil auf zwei nahezu gleich großen und gleich hohen Auftrittsflächen steht. Dadurch verteilt sich die Belastung der Hintergliedmaßen gleichmäßig über die gesamte Sohlenfläche.
Schritt 3: Anlegen der Hohlkehlung / des Modells
Mit einem Abstand von ca. 3 cm zur Klauenspitze wird an der Innen- und Außenklaue eine Hohlkehlung zum Zwischenklauenspalt geschnitten. Diese sollte idealerweise vom Ende der Weißen Linie bis zum Ballen reichen und 50–60 % der Sohlenfläche abdecken. Es empfiehlt sich, mit der Innenklaue zu beginnen. Dieser Arbeitsschritt entfernt überschüssiges Horn, entlastet den Beugeknorren, belüftet den Zwischenklauenspalt und unterstützt die Selbstreinigung. Die Übergänge sollten fließend gestaltet sein; die Tiefe lässt sich durch leichten Daumendruck prüfen – das Horn sollte elastisch nachgeben.
Schritt 4: Defekte und Farbabweichungen freischneiden und entlasten
Druckschäden an der Außenklaue werden zunächst durch einen Entlastungsschnitt behandelt, um den Druck auf die betroffene Stelle zu reduzieren. Reicht dies nicht aus, z. B. bei Sohlengeschwüren, wird die erkrankte Klauenhälfte durch einen Klotz oder eine andere Erhöhung auf der gesunden Gegenklaue entlastet. Druckschäden lassen sich an rötlichen Hornverfärbungen erkennen. Beim Schneiden ist auf fließende Übergänge zu achten, idealerweise mit dem Klauenmesser. Ist die Läsion zu tief oder schwer zu bearbeiten, sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden.
Schritt 5: Loses Horn entfernen
An den Belastungsklauen (hinten außen, vorne innen) muss loses Horn entfernt werden, um Druckstellen sowie Ansammlungen von Schmutz und Keimen zu vermeiden. An den weniger belasteten Klauen darf loses Horn nur so weit entfernt werden, dass die Entlastung der größeren Klauenhälfte weiterhin gewährleistet ist, da auch loses Horn noch tragfähig sein kann. Wichtig ist, dass keine Löcher, Gräben oder scharfen Kanten zurückbleiben. Der Tragrand der kleineren hinteren Innenklaue muss vollständig erhalten bleiben. Losgelöstes Horn sollte im gesamten Bereich der Sohle, insbesondere im Ballenbereich beider Klauen, entfernt werden. In Kombination mit konsequenter Klauenhygiene ist dies die effektivste vorbeugende Maßnahme gegen Schmutz- und Keimbesiedlung.
Abschlusskontrolle und Dokumentation
Zum Abschluss erfolgt eine Kontrolle der Haut des Zwischenklauenspalts auf Veränderungen und Geruch sowie eine Überprüfung der Gliedmaßen im Stand und in Bewegung. Alle durchgeführten Maßnahmen und festgestellten Erkrankungen sollten schriftlich dokumentiert werden, bezogen auf das Einzeltier.