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Lidl setzt Preiskampf mit "Butterziegel" fort

Der VMB-Beitrag von vergangener Woche “Butterpreisrallye - im Rückwärtsgang?” ist schneller Realität geworden als befürchtet. Während Milcherzeuger und Milchbranche noch über die Auswirkungen der Preisrücknahme bei Deutscher Markenbutter und weiteren fetthaltigen Produkten vom 15. September, initiiert von Lidl, und deren Auswirkung auf den Gesamtmilchmarkt und Milchpreis diskutieren, hat erneut Lidl mit Wirkung des heutigen Freitag den nächsten Butterpreishammer ausgepackt. Wie schon im Februar, als mitten im Monat die Butterpreise zweimal nach unten angepaßt wurden, um insgesamt 40 ct/250 g, ist dies auch jetzt im September die zweite Butterpreisanpassung binnen weniger Tage. Das ist nicht (nur) Markt, das ist billiger Preiskampf der schlechtesten Art. Das Instrument erneut: Der Ziegel Markenbutter (250 g), auf den Verbraucher und Medien gleichermaßen sensibel, heißt höchst aufmerksam, reagieren.

Zu den Fakten: Nachdem Lidl am Montag vergangener Woche sein gesamtes Butter- und Fettsortiment um 20 Cent/250 g im Preis reduziert hatte, die Biobutter sogar um satte 50 ct/250 g, sind es diesmal in allen Kategorien gar 30 ct/250g! So liegt der neue Endverbraucherpreis (EVP) bei der am meisten im Fokus stehenden Eigenmarke der Deutschen Markenbutter, mildgesäuert bzw. Süßrahm, statt den nur ganze 11 Tage währenden EVP von 1,79 fortan nur noch bei 1,49 Euro/250 g. Auch alle Sonder- und Regionalbutter (Weide, Ein gutes Stück Bayern) wurden um den gleichen Betrag reduziert. Einzig die Milchmischfette wurden nur um 20 Cent zurückgenommen, kosten jetzt 1,39 Euro/250 g, so dass der Abstand zur Markenbutter nur noch schlappe 10 Cent beträgt. Nicht betroffen ist diesmal die Eigenmarke der Biobutter, die wie schon angesprochen Mitte September am meisten hatte bluten müssen. Warum auch die vegane Variante von Lidl um 30 Cent/250 verbilligt wurde, ist nun wirklich nicht dem zuletzt stark unter Druck geratenen Milchmarkt zuzuschreiben, sondern ist purer Preiskampf.

Wie sind diese zweimaligen Butterpreisanpassungen zu werten? Seit der letzten Juliwoche bereits haben die einschlägigen Marktparameter, sei es am Spotmarkt, an der EEX in Leipzig oder auch mit Blick auf den Kieler Rohstoffwert mit minus 3,4 ct/kg im September 2026 nachgegeben, zum Teil sogar massiv. Und zwar in einer Dimension, die saisonal eher unüblich ist und auch von der Geschwindigkeit. Die Milchmengen waren lange Zeit äußerst moderat, sind aber in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen bzw. nicht in dem saisonal üblichen Maße zurückgegangen. Das allein kann aber die Ursache wirklich nicht sein. Zudem sind die Milchauszahlungspreise bis zuletzt sogar noch angestiegen, die durchschnittliche Auszahlung in Bayern für den Monat August nochmals um 0,6 ct/kg. Auch deswegen, weil die ein oder andere private Molkerei die Auszahlung nochmals erhöht hat, nicht aus positiven Verwertungsgründen, sondern zur Rohstoffsicherung.

Wenn jetzt in der Milchbranche von "viel zu viel Milch am Markt" gesprochen wird, ist das sicher nicht ganz verkehrt, stößt aber bei nicht wenigen Milcherzeugern auf ungläubiges Staunen. Der VMB hat in den vergangenen Wochen in seinen Marktinformationen die Situation keineswegs verschwiegen, aber auch nicht das Ende der Welt ausgerufen. Das tun derzeit schon so manche Fachmedien, die ohne nähere Begründung von Milchpreisen Richtung 45 Cent sprechen oder auch diese Woche der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), der aus Molkereikreisen gehört haben will, dass die Milchpreise um 15 Cent/kg zurückgehen werden. Da diese Woche sich in Heidelberg die Agrarminister getroffen haben, war wohl (Milch) Politik das Motiv für diesen Vorstoß. Für die Milcherzeuger ist eine derart fatalistische Vorgehensweise nur kontraproduktiv, denn an diesen Zahlen werden die derzeit laufenden Preisverhandlungen zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel im Sortiment Standardkäse gemessen.

Die vorliegenden Marktzahlen sprechen derzeit eine Sprache, die jeder lesen kann und einzuschätzen in der Lage sein sollte. Doch eine "Prognose mit absoluten Zahlen" abzugeben, ist entweder politisch motiviert, egoistisch oder absolut unprofessionell. Deswegen halten wir es beim VMB weiter mit der nüchternen Marktanalyse, die die gegenwärtigen Marktindikatoren keineswegs schönredet. Und dass es derzeit am Milchmarkt nicht nur "bodenlos" zugeht, zeigen die aktuellen Spotpreise für diese Woche, wo sich sowohl die Preise für Rohmilch wie auch für Rahm im Vergleich zur Vorwoche sogar leicht erhöht haben.

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