Am 01.08.2024 lud das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) zu einem spannenden Web-Seminar ein, diesmal mit dem Titel „Wirtschaftlich mehr Milch aus Gras produzieren“. Das Thema interessierte nicht nur Experten und Landwirte, sondern auch den VMB.
 Gleich im ersten Vortrag wurde deutlich, dass weniger manchmal mehr ist – vor allem wenn es um Kraftfutter geht. Sowohl konventionelle als auch ökologische Betriebe können deutlich sparen, wenn sie weniger Kraftfutter einsetzen. Während die Erlöse bei dieser Methode um 4% bei den Ökobauern und um 15% bei den konventionellen Betrieben sanken, fielen die Kosten noch mehr: um 10% bzw. 19%. Das bedeutet am Ende des Tages Gewinnsteigerungen von 9% und 37%. Der Vorteil: Die Kühe produzieren immer noch über 6000 kg Milch im Jahr, von denen mehr als 4600 kg allein aus Gras stammen. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen punkten die Betriebe auch mit einer besseren Umweltbilanz, weil weniger Stickstoff und Phosphat in die Natur gelangen.
 
 Weiter ging’s im zweiten Vortrag, der die Kosteneffizienz der grasbasierten Erzeugung in Deutschland unter die Lupe nahm. Besonders im Westen und Süden, wo das Grünland üppig ist, macht dies richtig Sinn. Und hier kommt ein weiterer Pluspunkt ins Spiel: Biodiversität. Je vielfältiger das Grünland genutzt wird – ob mit Milchkühen, Trockensteher oder Jungvieh –, desto bunter blüht die Pflanzenwelt. Betriebe, die weniger Kraftfutter einsetzen, haben meist eine größere Vielfalt an Grünlandnutzungssystemen und niedrigere Nährstoffüberschüsse. Und das zahlt sich aus: Mehr Pflanzenarten und eine bessere N-Bilanz sind der Lohn.
 Zum Abschluss gab’s noch einen Erfahrungsbericht aus erster Hand. Ein Praktiker berichtete, wie auf dem Betrieb mit 223 ha Fläche (davon 128 ha Grünland) die Milchleistung von 2018 bis 2024 erkennbar gesteigert werden konnte – von 10.265 kg auf 11.543 kg Milch pro Jahr. Die tägliche Kraftfuttergabe wurde von 10 kg auf 6,9 kg reduziert, bei gleichzeitiger Steigerung der täglichen Grundfuttermenge von 13 kg TS auf ca. 17,4 kg TS. Die Empfehlung des Praktikers: Schrittweise Umstellung und qualitativ hochwertiges Grundfutter. Wichtig dabei ist, dass die Futteraufnahme stimmt. Dafür sorgt man am besten mit guten Futtervorlagen und mehr Fressplätzen als Kühe. Wichtig dabei ist es, die Futteraufnahmemengen immer im Blick zu behalten.
 Unter dem Strich zeigt sich: Wenn ausreichend und intensiv nutzbare Grünlandbestände vorhanden sind, ebenso wie genügend Grundfutter und hochwertige Grassilagen, bringt weniger Kraftfutter durchaus Vorteile. Es senkt nicht nur die Kosten und verbessert die Umweltbilanz, sondern stärkt auch die wirtschaftliche Stabilität der Betriebe. Darüber hinaus fördert es die Biodiversität. Das Ergebnis ist eine Win-win-Situation für Nachhaltigkeit und den Geldbeutel.
 
					